Allein am Tisch?

Die gemeinsame Mahlzeit symbolisiert viel mehr als das Teilen und Verzehren von Lebensmitteln. Aufgrund seines rituellen Charakters hat jedes gemeinschaftliche Mahl eine tiefe Bedeutung, die verinnerlicht und in die Körper der Teilnehmer:innen aufgenommen wird. Doch was passiert, wenn gemeinsame...

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Detalles Bibliográficos
Autor principal: Bergmann, Claudia D.
Formato: article
Lenguaje:DE
Publicado: Karl Franzens-Universität Graz 2021
Materias:
Acceso en línea:https://doaj.org/article/f0a5277aca444be7ad30986e91463e5f
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Descripción
Sumario:Die gemeinsame Mahlzeit symbolisiert viel mehr als das Teilen und Verzehren von Lebensmitteln. Aufgrund seines rituellen Charakters hat jedes gemeinschaftliche Mahl eine tiefe Bedeutung, die verinnerlicht und in die Körper der Teilnehmer:innen aufgenommen wird. Doch was passiert, wenn gemeinsame Mahlzeiten nicht mehr möglich sind? Dieser Frage wird anhand von zwei Beispielen nachgegangen. In einem ersten Teil werden antike jüdische Texte beleuchtet, in denen das Mahl in der Kommenden Welt alle tatsächlich erlebten sozialen und religiösen Probleme löst. Im zweiten Teil geht es um die modernen rituellen Strategien zu Pessach 2020/5780, die darauf abzielten, die Mahlgemeinschaft in Zeiten einer Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen des persönlichen Kontakts aufrechtzuerhalten. Der Beitrag versucht, Mahlrituale und den Aspekt der Gemeinschaftsbildung durch Rituale in Beziehung zu setzen, und stellt bewusst literarische Beispiele, die im jüdischen Kontext um die Zeitenwende entstanden sind, modernen Beispielen gegenüber. Beide historischen Kontexte werden durch theoretische Überlegungen zur Bedeutung der gemeinschaftlichen Mahlrituale unter schwierigen sozialen, kulturellen und religiösen Bedingungen und durch ihren Bezug zum Judentum in Vergangenheit und Gegenwart verbunden. Alone at the table? Ancient and modern Jewish responses to the looming disappearance of communal rituals in crisis situations A communal meal represents much more than the sharing and eating of food. The ritual character of this communal practice imbues every meal with a deeper meaning, which is consumed and absorbed by all participants. What are the effects then of not being able to participate in communal meals? This article attempts to answer this question by drawing on two examples. First, ancient Jewish texts that tell of the promise that the communal meal will resolve all social and religious issues experienced in this life in the world to come will be analysed. Second, modern ritual strategies to celebrate Passover 2020/5780 and unite the community despite the restrictions and social-distancing measures in light of the pandemic will be presented. The article aims to draw links between the ritual of sharing meals and the building of community through rituals. Literary examples from the turn of the era and today are specifically selected for comparison with the further aim of combining past and present aspects of Judaism in this academic exploration of the ritual of communal meals in difficult social, cultural and religious circumstances.